Einem Betreiber von Industrieanlagen, der nicht imstande ist einen Salzsäurebehälter ordentlich zu warten, der außerdem nicht merkt wenn in einer wichtigen Pumpleitung ein Stück Rohr fehlt und überdies mit hoch radioaktive Stoffen arbeitet, muss dringend die Betriebsgenehmigung entzogen werden!
Ende Juli liefen im Atomkraftwerk Cattenom 58.000 Liter Salzsäure aus, wobei der ätzende Chlorwasserstoff, der üblicherweise zur Entkalkung eingesetzt wird, im Boden versickert und teilweise ins Grundwasser gelangte. Allein diese Tatsache ist unerhört. Was mich aber besonders empört, sind die haarsträubenden Umstände, die zu diesem unglaublichen Zwischenfall führten: tausende Liter Salzsäure liefen aus einem Behälter, weil dessen Abflusshahn korrodiert ist – ungeachtet aller Wartungsvorschriften, die insbesondere auf diese Gefahr bei der Lagerung von Salzsäure hinweisen. Diese grobe Nachlässigkeit wurde beim Umpumpen der ausgelaufenen Säure noch überboten, als die Säure nicht – wie beabsichtigt – in den Kühlturm, sondern in die Erde lief … weil ein Stück Rohr fehlte! Das mutet ebenso surrealistisch wie unvorstellbar.
Bei dem Gedanken, dass jemand, der derart fahrlässig handelt, tagtäglich hochgefährliche radioaktive Stoffe handhabt, steigen Horrorvisionen in mir auf. Es fällt mir schwer zu glauben, dass ein Betreiber, der so leichtsinnig verfährt, gewissenhafter mit radioaktiven Substanzen umgehen soll. Ist uns bewusst, dass die Cattenom-Betreiber Tag für Tag regelrecht mit dem Feuer spielen und dabei die Zukunft ganzer Landstriche, sowie die Lebensgrundlage von mehreren hunderttausenden Bürgern/innen aus drei Ländern gefährden? Und dabei sollen wir wehrlos zusehen …?!
Besagter Vorfall und vor allem die unentschuldbaren Umstände die dazu führten, wären mitten im „Sommerloch“ eine größere Demonstration wert und müssten alle Bürger/innen mit den sie vertretenden Politiker/innen auf den Plan rufen. Es ist endgültig Zeit, dass die Regierungen sowohl politisch wie auch juristisch alles dran setzen, um solch gewissenlosen Atomkraft-Betreibern das Handwerk zu legen. Die luxemburgische Regierung ist bekanntlich noch im Amt: was hindert sie daran zu handeln?!
Justin TURPEL, 18. August 2013